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25. August 2025
Erntebilanz: Wie war die Ernte in Deutschland?
Wie sieht die Erntebilanz im Detail aus? Kam der Regen noch rechtzeitig und wer ist „leer aufgegangen“?
Insgesamt fällt die deutsche Ernte 2025 nach Einschätzung der wichtigsten Branchenverbände solide bis gut aus. Sowohl der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) als auch der Deutsche Bauernverband (DBV) berichten von einer Getreideernte, deren Niveau deutlich über dem Vorjahr liegt. Der DRV schätzt die Gesamternte auf rund 42,96 Millionen Tonnen einschließlich Körnermais, während der DBV von etwa 43,5 Millionen Tonnen ausgeht. Mit Blick auf die einzelnen Feldfrüchte werden für Weizen insgesamt rund 22 Millionen Tonnen genannt, bei Gerste etwa 10 Millionen Tonnen. Auch der Raps konnte sich behaupten: Hierbei sind sich beide Verbände einig, und melden eine Erntemenge von knapp 3,9 Millionen Tonnen.
Die Steigerung gegenüber 2024 ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erheblich. Die Hektarerträge im Getreide ohne Körnermais liegen um fast 13 Prozent höher als im Vorjahr und sogar mehr als sieben Prozent über dem langjährigen Mittel der Jahre 2019 bis 2024. Damit gilt 2025 mengenmäßig als ein überdurchschnittliches Jahr.
Welchen Effekt hat das Wetter auf die Erntebilanz?
Bereits die Wetterbedingungen im Herbst 2024 legten eine gute Basis für die diesjährigen Ernten. Mit einer positiven Wasserbilanz konnte eine gute Versorgung bis in das Frühjahr gewährleistet werden. Das trockene Frühjahr sorgte stellenweise für ein schlechtes Keimen und einen verlangsamten Wachstum des gesäten Getreides, im Nordosten gab es im Sommergetreide Probleme. Nach dieser langanhaltenden trockenen Phase, die laut DWD die trockenste seit 1931 war, folgten kühlere Wochen im Mai, die den Beständen etwas Entlastung brachten. In den meisten Regionen fiel ausreichend Niederschlag für einen guten Austrieb.
Der Sommer brachte anhaltende Trockenheit mit sich, dies ließ zunächst auf vermeintliche Ernteausfälle schließen. Im weiteren Verlauf änderte sich das Wetter grundlegend, deutlich mehr Niederschläge führten zu verzögerten Ernten und der Frage nach Qualitätsproblemen. Trotzdem konnten die meisten Ernten ohne Komplikationen eingefahren werden. Auch für die Obstbaumbestände zahlte sich der Regen aus, für Äpfel, Kirschen als auch Wein werden überdurchschnittliche Ernten erwartet. Der August hingegen brachte warmes und trockenes Wetter mit sich, wovon späte Kulturen wie Mais und Zuckerrüben profitierten.
Wie gut ist die Qualität der Ernte?
Regional zeigt sich die Ernte damit sehr unterschiedlich. Im Nordwesten und in den Küstenregionen konnten die Landwirte gute bis sehr gute Ergebnisse einfahren, weil die Böden dort Wasser besser speichern. Im Nordosten, etwa in Brandenburg und Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts, schlug hingegen die Frühjahrstrockenheit besonders stark zu Buche, sodass die Bestände von Beginn an geschwächt waren und später noch einmal unter den Juli-Regenfällen litten. In Süddeutschland wirkte sich das nasse Wetter im Sommer vor allem auf die Qualität aus, während der Raps teilweise schwächer abschnitt. Gleichzeitig profitierten Mais und Zuckerrüben in Bayern und Baden-Württemberg von den Niederschlägen, sodass die Ernte dieser Kulturen überdurchschnittlich ausfiel.
Es bleibt festzuhalten, dass die Qualitäten nicht überall auf gleichem Niveau sind. Der DBV spricht von einer durchwachsenen Bilanz: Wochenlange Niederschläge im Juli hätten vielerorts zu niedrigen Fallzahlen und Proteingehalten geführt, insbesondere beim Weizen und Roggen. Das schmälere die Backfähigkeit und drücke den Marktwert. Auch der DRV betont die stark heterogenen Ergebnisse. Während Standorte mit guter Wasserspeicherfähigkeit deutlich überdurchschnittliche Ergebnisse erzielten, blieben sandige Böden zurück. Teilweise sei es zu Auswuchs und Einbußen bei Hektolitergewichten gekommen, sodass die Erntemenge nicht eins zu eins als marktfähig angesehen werden könne.
Verlierer und Gewinner
Insgesamt zeigt die Ernte 2025 ein geteiltes Bild: In der Menge übertrifft sie die Vorjahre deutlich, doch die Qualität bleibt regional sehr unterschiedlich. Gewinner sind die Regionen mit wasserhaltigen Böden und günstigen Erntefenstern, Verlierer die leichten Standorte im Osten und Süden, die unter der Kombination aus Frühjahrstrockenheit und späteren Regenphasen litten. Für die Landwirtschaft bedeutet das: Die Erntemenge mag erfreulich sein, doch für die Vermarktung entscheidet in diesem Jahr stärker, denn je die Frage, wo die Ernte eingefahren wurde und welche Qualität sie am Ende wirklich hat.
Einschätzungen der Verbände: