Branche – Agrarhandel

22. Oktober 2018

Der Agrarhandel – eine starke Branche im Wandel

Der deutsche Agrarhandel ist ein wirtschaftliches Schwergewicht. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erlösen deutsche Landwirte etwa jeden vierten Euro im Export. Im internationalen Agrarhandel gehört Deutschland zu den Top 3-Playern. 2016 wurden durch deutsche Agrar-Exporte erstmals über 70 Milliarden Euro umgesetzt. Nur die USA und die Niederlande erzielten einen höheren Umsatz mit ihren Agrarexporten. Mehr als drei Viertel der deutschen Ausfuhren gehen in andere EU-Mitgliedsstaaten. Auch bei den Importen von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft belegt die Bundesrepublik auf dem Weltmarkt Platz 3. Im Jahr 2016 lag der Importwert bei über 80 Milliarden Euro. Deutschland weist also insgesamt ein Agrarhandelsdefizit von ungefähr 13 Milliarden Euro aus und steht damit auf Platz 7 der größten Nettoimporteure von Agrarprodukten. Der größte Nettoexporteur ist mit großem Abstand Brasilien. Im Jahr 2016 exportierte das Land für 58 Milliarden US-Dollar mehr Agrarwaren als es importierte.

Milliarden Euro Umsatz (2016)

Der europäische Agrarhandel
Auf europäischer Ebene stammen 69 Prozent der Agrareinfuhren aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Laut dem Landvolk hat die EU im internationalen Vergleich den am stärksten geöffneten Agrarmarkt. Insbesondere südländisches Obst und Gemüse sowie Ölsaaten, Ölsaatenprodukte und Futtermittel werden zu niedrigen oder gar keinen Zollsätzen importiert. Danach folgen Kaffee, Tee und Kakao. Von den EU-Agrarexporten geht rund die Hälfte in diese Länder. Überwiegend handelt es sich dabei um Getreide, Milch und Fleisch. Das Agrarhandelsdefizit der EU liegt bei etwa 2 Milliarden Euro.

Auswirkungen des Brexit auf den EU-Agrarhandel
Das Vereinigte Königreich importiert jährlich Agrar- und Ernährungsgüter im Wert von 50 Milliarden Euro, exportiert werden Agrarprodukte im Wert von 25 Milliarden Euro. Ungefähr 10 Prozent der britischen Agrarexporte stammen aus Deutschland. Vor allem für exportorientierte Unternehmen wird der Brexit Folgen haben. Im EU-Haushalt werden nach aktuellem Stand nach dem Brexit netto jährlich rund 10 Milliarden Euro fehlen.

Zunehmender Einfluss Russlands am Weltagrarmarkt
Innerhalb weniger Jahre gelang es Russland seinen Selbstversorgungsgrad bei Schweine- und Geflügelfleisch von 50 Prozent auf gut 100 Prozent zu erhöhen. Nicht zuletzt waren die europäischen Sanktionen für Russland daran beteiligt. Nur bei Milch werde Russland in Zukunft noch auf Importe angewiesen sein, meint der russische Agrarholding-Chef Dürr. Auch in Bezug auf andere Produkte ist eine stärke Exportorientierung zu erkennen, sodass Russland zunehmend international eine Rolle spielt. Für die westeuropäische und insbesondere deutsche Agrarwirtschaft könnte dies gravierende Folgen haben. Die deutsche Landwirtschaft ist gekennzeichnet von hochwertigen Veredlungserzeugnissen. Vor allem Milch und Milcherzeugnisse sowie Fleisch und Fleischwaren sind ausgezeichnete Produkte des deutschen Agrarmarktes. Im direkten Wettbewerb kann es jedoch in Zukunft schwer werden mit den nach höheren Standards und damit teurer erzeugten Lebensmitteln gegen russische Rohstoffe zu bestehen. Der Direktor der Agrarholding empfiehlt den deutschen Landwirten insbesondere bei Fleisch und Feldfrüchten nach Alternativen zur Abgrenzung von substituieren Erzeugnissen zu suchen.

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