Tier – Schwein

4. November 2018

Mehr Tierwohl, mehr Klimaschutz und gleichzeitig rentables Wirtschaften – ist das möglich?

In Deutschland gibt es immer weniger Schweinehalter: Bundesweit hat sich die Zahl von 103.677 im Jahr 1999 auf 37.357 im Jahr 2016 reduziert. Wer am Markt bestehen möchte, muss den Spagat zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit schaffen. Die gesellschaftlichen Ansprüche an die Nutztierhaltung steigen. Daher sind innovative Haltungskonzepte gefragt, die dem Anspruch an das Tierwohl gerecht werden. Aus Sicht der Verbraucher soll sich der Konsum von Schweinefleisch weder negativ auf das Klima auswirken noch Anlass zu Kritik an der Haltungsform geben. Aber welche Form der Schweinehaltung ist zugleich tiergerecht, umweltfreundlich und wirtschaftlich rentabel?

Schweinehalter in Deutschland im Jahr 1999

Schweinehalter in Deutschland im Jahr 2016

Unsichere Zukunft
Nach zwei Wirtschaftsjahren mit erheblichen Einbußen, konnten die Schweinehalter im Jahr 2017 wieder bessere Ergebnisse erzielen. Die Entwicklung der Veredlungsbetriebe ist jedoch weiterhin schwer einzuschätzen. Aufgrund von Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Auflagen in der Schweinehaltung, sind größere langfristige Investitionen für zahlreiche Landwirte nicht realisierbar. Im Mai 2018 standen rund 27 Millionen Schweine weniger in den deutschen Ställen als zu den Jahren 2012 bis 2015. Mit einem Verlust von vier Prozent wurde abermals das Niveau von vor zehn Jahren erreicht. Insbesondere kleinere Betriebe haben sich von dem Geschäftszweig der Schweinehaltung getrennt. Größere suchen laufend nach neuen Möglichkeiten, um sich auch langfristig am Markt halten zu können.

Innovationen bei Fütterung und Haltung
In der Schweinehaltungs- und Fütterungstechnik gab es in den letzten Jahren auch zahlreiche Innovationen, die die Aspekte Tierwohl, Umweltschutz und Rentabilität berücksichtigen. Im Bereich der Fütterung gibt es bereits neue Wege für einen verbesserten Umweltschutz: Beispielsweise kann die Eiweißversorgung der Tiere über Insekten in der Futterration erfolgen, sodass es zu einer emissionsarmen Produktion mit weniger Ammoniak und Feinstaub kommt.

Neue Vermarktungskonzepte
Regional, national und international gibt es immer mehr Vermarktungskonzepte mit höheren Standards bei Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. In Deutschland gibt es beispielsweise die Initiative Tierwohl, bei der alle Partner entlang der Wertschöpfungskette neue Wege für ein besseres Tierwohl gehen. Vertreter aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, dem Lebensmitteleinzelhandel und die Verbraucher ziehen hier an einem Strang. Ähnliche Programme gibt es mit „Beter Leven“ in den Niederlanden oder mit dem dreistufigen staatlichen Tierwohlsiegel „Bedre Dyrevelfaerd“ in Dänemark. In den Niederlanden gibt es zudem regionale Zusammenschlüsse von Schweinehaltern, die lokale Einzelhändler beliefern. Dieses Konzept soll zukünftig auch in Deutschland umgesetzt werden. Weiterhin sollen grenzübergreifende, internationale Vermarktungskonzepte die Schweinehaltung in Westeuropa stärken und den Haltern die Möglichkeit geben, neue Vermarktungswege aktiv mitzugestalten und ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern.

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