Rind – Tier

09. Mai 2019

Ein Markt voller Spannung – die Milch macht’s

Die Milch ist für die deutsche Landwirtschaft eine der wichtigsten Erlösfaktoren. Deshalb ist die Entwicklung des Milchpreises ein maßgebliches Konjunkturbarometer. Wie ist die aktuelle Marktsituation einzuschätzen?
Das Milchaufkommen befindet sich aktuell auf Vorjahresniveau. Weltweit ist eine steigende Nachfrage erkennbar, die von den USA angekündigten Handelsstreitigkeiten und der Brexit dämpfen jedoch die zukünftigen Erwartungen. Hinzu kommt die Gefahr einer erneuten Dürre in weiten Teilen Europas. Der Milchmarkt ist voller schwer kalkulierbarer Einflüsse und lässt uns weiter ausharren. Agrar-Trends betrachtet die Situation genauer, erläutert Herausforderungen und gibt Hinweise auf zukünftige Entwicklungen.

Nachfrage am Weltmarkt steigt
Nachdem die Nachfrage nach Milchprodukten zwischen 2014 und 2017 überwiegend stagnierte, folgte 2018 ein Anstieg. Unter den Drittländern ist China größter Importeur von Molkenpulver, zweitgrößter von Magermilchpulver und mittlerweile drittgrößter Importeur von Butter und Vollmilchpulver. Das weltweit steigende Interesse nach Butter und Käse, verhinderte in den letzten Jahren einen Absturz der Milchpreise. Hohe Butterpreise wurden erzielt und bewegen sich auch in 2019 deutlich über vergangenen Durchschnittswerten. Käse ist weltweit immer beliebter. Der Wachstumsmarkt lässt sich auf asiatische Märkte zurückführen, wo Käse als neues Lebensmittel entdeckt wurde. Allein in China stiegen Notierungen für Milchpulver, Butter und Cheddar seit Dezember 2018 zwischen 25 Prozent und mehr als 40 Prozent an.

Trump und Brexit sorgen für Unsicherheit
Allein im Jahr 2018 gab es in den USA Exportrückgänge um acht Prozent – zurückzuführen auf zahlreiche Handelsstreits mit China, Kanada und Mexiko. Mexiko ist mit 25 Prozent der wichtigste Abnehmer für US-Milchprodukte. Welche weltweiten Auswirkungen ein Wegfall dieses Landes und damit die amerikanische Suche nach neuen Märkten haben, ist nicht abschätzbar.

Durch einen weiterhin möglichen Brexit sind für Irland unzählige Molkereiexporte gefährdet. Für Deutschland könnte der Brexit den Wegfall von über 70.000 Tonnen Käse bedeuten, die aktuell von Großbritannien importiert werden. Das Thünen Institut hat ermittelt, dass ein ungeregelter Brexit den Handel mit Milchprodukten zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU vollständig zusammenbrechen lassen kann.

Tonnen deutscher Käse

könnten sich durch den harten Brexit neue Abnehmer suchen

Futtervorräte werden knapp, Kuhbestand sinkt deutschlandweit
Mit großer Sorge blicken Landwirte auf die Wetterentwicklung. Sie hoffen auf eine „normale“ Erntesaison. Wenn das Jahr 2019 ansatzweise so trocken ausfallen wird wie das vergangene Jahr, sind nicht wenige landwirtschaftliche Betreibe ratlos, wie sie ihre Tiere noch versorgen können. Das Vorjahr war extrem, derartige Ernteausfälle zwischen dreißig und über achtzig Prozent könnten viele nicht noch einmal verkraften. Die europaweite Dürre 2018 war ausschlaggebend für ein geringeres Futteraufkommen mit schlechterer Qualität und damit einer geschrumpften Milchmenge. Ende 2018 wurden über vier Millionen Milchkühe im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland gezählt. Dies entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent, dem größten seit zehn Jahren.

%

weniger Kühe

seit Ende 2018 in Deutschland

Stabile Milchpreise trotz besorgniserregender Wetterlage
Auch wenn es 2018 noch nicht so schien: für 2019 werden stabile Milchpreise erwartet – zu mindestens für den Weltmarkt. Regional gibt es deutschland- und europaweit große Unterschiede. Kleine Regionen und Länder mit niedrigem Versorgungsgrad haben in der Regel einen höheren Milchpreis. International befindet sich der deutsche Milchpreis mit dem französischem im Mittelfeld. Im Jahr 2019 sollen gute Käse- und Buttererlöse sowie ein fester Preis für Magermilchpulver für eine Stabilisierung der Preise auf dem Milchmarkt sorgen. Zukünftige Unsicherheiten bezüglich des Brexit und Vorgehensweise der USA tragen allerdings dazu bei, dass die Preise noch unverändert sind.

Mit Milch am Warenterminmarkt handeln
Seit einigen Jahren ist es möglich an der Warenterminbörse mit Milch zu handeln. Immer mehr Landwirte werden am Warenterminmarkt aktiv, um schwankenden Milchpreisen entgegen zu wirken. Auf der einen Seite können niedrige Auszahlungspreise der Molkerei durch höhere Preise am Kassamarkt ausgeglichen werden. Zum anderen können höhere Milchpreise Börsenverluste ablösen. Die Kombination von Gewinnen und Verlusten am Kassa- und Terminmarkt und damit verbunden ein stabiler Preis stehen im Vordergrund dieser Aktivitäten. Insbesondere im Hinblick auf größere Investitionen können Landwirte langfristig auf der Marktseite mehr Planungssicherheit gewinnen.

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