EU / GAP – Politik
28. Mai 2020
„Farm-to-Fork“-Strategie der EU: Neue Auflagen für Landwirte
Eine umweltfreundliche Landwirtschaft mit gesunden Lebensmitteln aus nachhaltigem Anbau ist das Ziel der F2F-Strategie im Rahmen der „Green Deal“-Dachstrategie, welche von der EU-Kommission entwickelt wurde. Die Farm-to-Fork-Strategie beinhaltet erste konkrete Maßnahmen. Allerdings stößt das Konzept, das der wichtigste Agrartrend dieses Jahrzehnts werden könnte, auf starke Kritik von Stimmen des Deutschen Bauernverbands oder des Agrarausschusses im EU-Parlament.
Mit dem Ziel einer nachhaltigen EU-Landwirtschaft bis 2030 präsentiert die EU-Kommission ihre „Vom-Hof-auf-den-Teller“-Strategie. Unter nachhaltiger EU-Landwirtschaft verstehen die Politiker eine nachhaltigere Ernährung sowie mehr Artenschutz in der EU. Die Strategie wurde am 20. Mai in Brüssel als eine Säule des „European Green Deals“ in der Land- und Ernährungswirtschaft präsentiert und legt den Fokus auf die Produktionskette von Lebensmitteln. Der „Green Deal“ beschreibt das grundsätzliche Vorhaben der EU-Kommission, die EU bis 2050 klimaneutral werden zu lassen. Das heißt es sollen keine neuen Treibhausgase in die Umwelt abgegeben werden.
Die Farm-to-Fork-Strategie lässt sich für die Landwirtschaft in fünf grundsätzliche Zielvorhaben aufteilen, die die EU-Kommission bis zum Jahr 2030 erreicht haben möchte:
- Halbierung des Einsatzes schädlicher Pflanzenschutzmittel
- Reduzierung des Einsatzes von Düngemitteln um 20%
- Ökolandbau besitzt einen Mindestanteil von 25% der Ackerflächen in Europa
- Biodiversität besitzt einen Mindestanteil von 10% der landwirtschaftlichen Nutzflächen, genutzt für z.B. Landschaftselemente, Blühstreifen und Brachen zum Schutz der Artenvielfalt
- Reduzierung des Einsatzes antimikrobieller Mittel (z.B. Antibiotika für Nutztiere) um 50%
Oder kurz:
%
weniger schädliche Pflanzenschutzmittel
%
weniger Düngemittel
%
Ökolandbau in der EU
%
Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen
%
weniger antimikrobielle Mittel
Starke Kritik an der Farm-to-Fork-Strategie
Die wohl stärkste Kritik kommt vom Deutschen Bauernverband, welcher die Strategie als „Generalangriff auf die gesamte europäische Landwirtschaft“ bezeichnet. DBV-Präsident Joachim Rukwied vertritt als europäischer Bauernpräsident rund 60 europäische Bauernverbände und somit mehr als 10 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in der EU. Rukwied meint, die Farm-to-Fork-Strategie setze das gemeinsame Ziel einer umweltfreundlichen Landwirtschaft auf einem falschen Weg um. Die Herangehensweise der EU-Kommission lasse die Landwirte mit den zusätzlichen Auflagen und Kosten alleine dastehen. „Um eine produktive, wettbewerbsfähige und ressourcenschonende Landwirtschaft zu erreichen, müsse statt auf neue Auflagen verstärkt auf Kooperationen gesetzt werden“. So müssten die Industrie des Sektors sowie die Verbraucher ebenso wie die Landwirte ihren Teil zum Umwelt- und Biodiversitätsschutz beitragen.
Diese Meinung teilt auch der Agrarausschuss im EU-Parlament. Laut diesem habe die EU-Kommission nicht die gesamte Lieferkette, sondern nur die Landwirte in den Fokus genommen. Zusätzlich müssten aber auch das Einkaufs- und Angebotsverhalten großer Konzerne berücksichtigt werden.
Der Industrieverband Agrar (IVA) betrachtet das von der Kommission ausgegebene Ziel zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln um die Hälfte als anspruchsvoll, möglicherweise sogar überzogen und unrealistisch. „Die Industrie sperrt sich nicht gegen quantifizierbare Ziele, auch nicht gegen ambitionierte Reduktionsziele, wenn es darum geht, die Nährstoffeffizienz der Düngung zu steigern oder die Risiken der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren.“
Axel Mönch, Korrespondent der agrarzeitung in Brüssel, warnt allerdings davor, die Strategie und den Green Deal kategorisch abzulehnen, da dadurch das kürzlich gewonnene Ansehen und die Stellung der Landwirtschaft, auch verstärkt durch die Corona-Krise, schnell wieder verloren gehen könnte.
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