Rind – Tier
08. Januar 2021
Milchmarkt steht vor großen Herausforderungen
Anders als noch zu Beginn des Jahres 2020 erwartet, lag der bundesweite Erzeugerpreis für konventionelle Kuhmilch im Jahresdurchschnitt mit 32,4 Ct/kg knapp unter dem langjährigen Mittelwert. Unter den aktuellen Marktgegebenheiten scheinen verlässliche Prognosen kaum vorstellbar. Die Corona-Pandemie, ein Brexit mit offenen Fragen, Handelsstreits zwischen den USA und der EU sowie vorangegangene Dürrejahre nehmen Einfluss. Agrar-Trends gibt einen Überblick.
Milchmarkt entwickelte sich 2020 anders als erwartet
Noch im März, vor Beginn der Corona-Krise in Deutschland, erwarteten Marktakteure einen Erzeugerpreis für Milch von 37 Ct/kg bis 38 Ct/kg im Jahresdurchschnitt. Auch die Milchbauern waren aufgrund sich bis dahin gefestigten Milchpreisen gut gestimmt. Zudem hatte Aldi angekündigt mehr Geld für Frischmilch zu zahlen, Verhandlungen bezüglich Preiserhöhungen bei Butter und Käse waren noch offen. Nach zwei vorangegangenen Dürrejahren und damit verbunden steigenden Futterkosten, wäre eine erfreuliche Entwicklung für die wirtschaftliche Situation vieler Milchviehbetriebe wünschenswert und auch erforderlich gewesen.
Wirtschaftliche Einschränkungen durch die Corona-Pandemie
Bereits Anfang April waren Europas Landwirte jedoch vollkommen von der Coronakrise betroffen. Die Preise für Butter und Milchpulver sanken drastisch ab – sowohl an den Terminbörsen als auch im Großhandel. Grund dafür: der stark zurückgehende Außerhauskonsum und die damit verbundenen rückläufigen Ausgaben der Gastronomie sowie Kantinenschließungen. In der zweiten Jahreshälfte schien sich der Markt langsam zu erholen. Es kam zu einer Umschichtung vom Außerhauskonsum auf den Lebensmitteleinzelhandel. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie bleiben weiterhin ungewiss.
Vorläufiges Handelsabkommen zwischen EU und Vereinigtem Königreich
Am 24. Dezember 2020 einigten sich die EU und das Vereinigte Königreich in Hinblick auf den zum Jahreswechsel wirkenden Brexit auf ein vorläufiges Handelsabkommen. Die gute Nachricht: In Großbritannien fallen keine Importzölle für EU-Milchprodukte an. Dennoch kommt es zu höheren Grenzkontrollen sowie Transaktionskosten. Entsprechend unklar sieht die Preisentwicklung für 2021 aus. Klar ist jedoch, dass das Vereinigte Königreich mit Blick auf die zukünftige Entwicklung als Nettoimporteur von Milchprodukten großen Einfluss haben wird.
Handelsstreit zwischen den USA und der EU
Aktuell wird auf einen sich positiv auswirkenden Ausgang bezüglich noch ungeklärter Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU gehofft. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis fordert die USA auf, jährliche Strafzölle gegen die EU in Höhe von sieben Milliarden Euro zurückzunehmen. Im Gegenzug wird die EU von der WTO genehmigte Strafzölle nicht erheben.
Das Jahr 2021 beginnt für die Milchbauern mit vielen Unsicherheiten. Aus heutiger Sicht wird es bei aktuell überdurchschnittlichen Produktionskosten (durchschnittlich zwischen 41 und 45 Cent je kg Milch) wohl wirtschaftlich ein weiteres herausforderndes Jahr werden.
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