Industrie – Branche

29. Juni 2020

Wetter und Gesetzgeber bestimmen Markttrends für Düngemittel

Die mittelfristige Entwicklung der Absätze für Düngemittel ist eng mit dem Wetter und den Veränderungen in der Gesetzgebung verbunden. Die veränderten Rahmenbedingungen bestimmen so Agrartrends ebenso wie Markttrends. Besonders auffällig in der Betrachtung des Düngemittelmarkts in Deutschland sind die Umsatzrückgänge bei stickstoff- und phosphathaltigen Düngemitteln. Ursachen hier sind aus Sicht der Düngemittelindustrie erschwerte rechtliche Rahmenbedingungen durch die Düngeverordnung. Auch die Witterungsbedingungen haben eine Rolle gespielt, denn durch die Auswirkungen der Dürre in 2018/2019 haben die Landwirte mit trockenen Böden und schlechten Wuchsbedingungen für ihre Kulturen wie Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und oft auch Mais sowie dem Grünland zu kämpfen.

Als Orientierung und Quelle wurde für diesen Überblick über den Düngemittelmarkt Deutschlands Statistik-Berichte des IVA (Industrieverband Agrar) herangezogen. Der IVA vertritt Interessen der agrochemischen Industrie in Deutschland. Seine insgesamt 53 Mitglieder sind Unternehmen aus den Bereichen Pflanzenschutz, Mineraldüngung und Biostimulanzien. Der Industrieverband Agrar vertritt gemeinsame Anliegen seiner Mitglieder und verpflichtet sich dabei zu einer offenen Informationspolitik gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft. Zu den zentralen Aufgaben des Verbands zählt die Kommunikation.

Weltmarkt für Düngemittel insgesamt nur leicht rückgängig

In der vergangenen Düngemittelsaison 2018/19 verzeichnet der Weltmarkt ein geringes Minus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Marktentwicklung lässt sich allerdings auf einmalige Absatzrückgänge in den USA zurückführen. Die Nachfrage nach Stickstoff-, Phosphor- und Kalidüngern nimmt trotz dieses Rückgangs auf dem Weltmarkt insgesamt über alle Düngemittel zu. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die regionalen Düngemittelmärkte in Südasien und Lateinamerika, in geringerem Maße aber auch die Märkte in Nordamerika, Afrika, Osteuropa und Zentralasien.

Das spiegelt sich auch in der weltweiten Getreideproduktion wieder, welche in der vergangenen Saison ebenfalls einen leichten Anstieg verzeichnen konnte. Für Mais und Soja wird allerdings für die laufende Saison ein leichter Produktionsrückgang erwartet, was wahrscheinlich mit dem Einfluss des Handelskriegs zwischen China und der USA sowie der Afrikanischen Schweinepest zu erklären ist.

Düngemittelmarkt Europa verzeichnet leichtes Plus

Innerhalb Europas entwickelte sich der Düngemittelmarkt regional durch strengere Umweltauflagen und schwierige Wetterbedingungen unterschiedlich. 2018/19 wurden 17,6 Millionen Tonnen Düngemittel verkauft, mit 0,2 Millionen Tonnen gut ein Prozent mehr als in der Saison zuvor. Hierbei konnten Stickstoff-, Phosphat- und Kalidünger jeweils geringe Zuwächse von 11,8 Mio., 2,8 Mio. bzw. 3,1 Mio. Tonnen erzielen.

Trockenheit bringt Deutschlands Landwirte in Schwierigkeiten

Den deutschen Landwirten setzte in der Saison 2018/19 vor allem die Trockenheit zu. Zwar lag die Erntemenge für Getreide (ohne Mais) 2019 um ca. 18,3 Prozent über dem Vorjahreswert, im Durchschnitt über die letzten sechs Jahre gab es aber einen Rückgang der Erntemenge von insgesamt 2,6 Prozent.

Quelle: IVA Jahresbericht 2019/2020

Stickstoff-Düngemittel (N)

Stickstoff (N) ist sowohl in seinen Funktionen sowie bei der mengenmäßigen Betrachtung als Düngemittel der wichtigste Pflanzennährstoff und sorgt für gutes Pflanzenwachstum und hohe Erträge. Stickstoff ist ein wichtiger Baustein für Proteine und Enzyme und somit für das Chlorophyll und die DNA ein entscheidender Faktor für Qualität und Ertrag.

Der Umsatz von Stickstoff-Düngemittel (N-Dünger) wies in der Saison 2018/19 in Deutschland einen Rückgang von zehn Prozent auf, sodass ein Volumen von 1,342 Millionen Euro abgesetzt wurde. Vor allem die schwierigen Witterungsverhältnisse mit langanhaltender Trockenheit und strenge Vorgaben der Düngeverordnung erschwerten die Situation der Landwirte. Der bedeutendste mineralische Stickstoffdünger ist mit einem Marktanteil von 37 Prozent Kalkammonsalpeter (KAS). Auf Platz zwei folgt Harnstoff mit 17 Prozent Marktanteil. Bei „anderen Einnährstoffdüngern“, wie bspw. schwefelhaltigen Düngemitteln, ist ein Rückgang von 7,14 Prozent zu verzeichnen.

Phosphat-Düngemittel (P)

Da Phosphor im Boden häufig in gebundener Form vorliegt, ist es nur in geringen Mengen für die Pflanzen verfügbar. Phosphatdünger, sogenannter P-Dünger, hilft der Pflanze bei verschiedenen Funktionen wie Energiestoffwechsel, Kohlehydrat- und Wasserhaushalt, Bestockung und Bewurzelung. Phosphat ist außerdem ein wichtiger Baustein von Zellen und Fetten sowie der DNA.

Der Absatz von Phosphatdüngern in Deutschland? ist mit 201.159 Tonnen um vier Prozent im Vergleich zur Vorjahressaison gesunken. Besonders groß ist der Rückgang bei den NP-Düngemitteln (Stickstoff-Phosphor-Kombination) mit 21 Prozent. Der Markt der Superphosphate hat hingegen einen Aufschwung von 35 Prozent zurückgelegt. Der Begriff Superphosphat beschreibt ein Düngemittel, welches wasserlösliches Phosphat enthält. Der Umsatz der PK-Düngemittel (Phosphor-Kalium-Kombination) hat sich mit einem Absatz von 20.573 Tonnen im Vergleich zur Saison 2017/18 verdoppelt. Dieser hohe Wert basiert allerdings auf einem Fehler in den Statistiken, da in dieser Saison der zuständigen Stelle zu wenige Absätze gemeldet wurden. Der IVA (Industrieverband Agrar) geht davon aus, dass der Wert in Wahrheit konstant gehalten wurde.

Kali-Düngemittel (K)

Kalium liegt im Boden häufig in den tieferen Schichten vor oder ist an Tonminerale fixiert. Kalidünger (K-Dünger) ermöglicht, dass die Pflanze bei Wassermangel besser reagieren kann. Er erhöht auch die Winterfestigkeit der Pflanzen und wirkt somit wie ein Frostschutzmittel.

Als einzige der hier betrachteten Düngearten hat Kalidünger in der Saison 2018/19 einen Zuwachs des Umsatzes zu verzeichnen: Der Absatz lag mit 409.542 Tonnen um acht Prozent über dem Vorsaisonwert. Eine Wertverzerrung durch den bereits genannten Statistikfehler ist hierbei allerdings nicht auszuschließen. Der wichtigste Kalidünger ist Kaliumchlorid mit einem Marktanteil von 68 Prozent.

Kalk-Düngemittel

Ein ausreichender Kalkgehalt im Boden ist essenziell für eine gute Bodenstruktur. Denn Kalk fördert die Nährstoffmobilisierung, das Bodenleben und die Bodengare (Idealzustand eines fruchtbaren Bodens). Zudem verhindert Kalk die Bodenversauerung und beugt Bodenverdichtungen vor.

Zwar konnte die Düngemittelindustrie auf dem deutschen Markt für Kalkdünger in den beiden Absatzjahren 2016/17 und 2017/18 einen Zuwachs beim Absatz verbuchen. In der letzten Saison mussten die Hersteller allerdings einen leichten Rückgang von zwei Prozent auf einen Verkauf von 2,87 Millionen Tonnen verzeichnen. Wichtigstes Kalkdüngemittel war hierbei der kohlensaure Kalk mit einem Anteil von 79 Prozent. Auch hier wurde aber ein Rückgang von drei Prozent erfasst. Misch-, Carbo- und Rückstandskalke nahmen um 7,5 Prozent ab. Ausnahme bildet der Konverterkalk, der um 15 Prozent zulegen konnte und für eine angepasste pH-Regulation im Boden sorgt.

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